Donnerstag, 20. März 2014

Union zurück auf dem Weg zur Atomkraft?

Gestern um 15:35 tagte der Bundestag zu einer vom Bündnis 90/ Den Grünen geforderten Aktuellen Stunde, deren ewig langen Titel ich euch hier ersparen möchte. Die Sitzung wurde natürlich auch live auf www.Bundestag.de übertragen und befasste sich mit einem Spiegel Interview, dass mit Peter Ramsauer, ehemaliger Minister und inzwischen Vorsitzender des Wirtschafts- und Energieausschusses im deutschen Bundestag, geführt wurde. Somit besetzt er auch für das Thema der Energiewende eine wichtige Position.

Dabei bezog er eine Stellung, die man unschwer als Pro Atomkraft bezeichnen kann. Hier einige Zitate aus dem Bericht zum Interview:

"Wer die Preise wieder senken will, muss zurück zur Atomkraft".

"Aber ich schließe nicht aus, dass wir in ein paar Jahren zu der Überzeugung kommen, dass die Entwicklung aus dem Ruder läuft und wir uns die Energiewende nicht leisten können und wollen."

Ich spende Applaus, Herr Ramsauer. Sie haben scheinbar aus Tschernobyl und Fukushima nichts gelernt. Oder sie wollen es nicht. Immerhin hielten sie es ja nicht für nötig, einige Stunden früher dem ehemaligen Japanischen Premierminister Kan Naoto ihr Gehör zu schenken, der über die tragischen Folgen Fukushimas berichtete und Deutschlands Kurs lobte.

Nun, zumindest zu der aktuellen Stunde zu seinen Äußerungen fand er sich dann, mit einer Verspätung, ein. Dort durfte er sich dann sowohl von den Grünen, den Linken und der SPD eine ziemliche Standpauke abholen, denen die Redner der Union nicht sonderlich viel entgegenzusetzen hatten. So stellte die Abgeordnete der Grünen, Sylvia Kotting Uhl, fest das es Ramsauer nicht um die Bürger ging, sondern um die Unternehmen. Denn er bezeichnete Atomkraft als billige Energiequelle und das obwohl allein in Deutschland 150 Milliarden Dollar Schaden durch die Atomkraft entstanden sind, weltweit sogar 1000 Milliarden Dollar. Aber diese zahlen tauchen in der Berechnung der Energiekosten natürlich nicht auf.

Auch der Abgeordnete der Partei Die Linke, Hubertus Zedebel, stellte fest das Herrn Ramsauer der Profit Wichtiger als die Menschen sei. Und das die Union die kosten der Atomkraft immer noch herunter spielt. Denn laut dem Institut für Wirtschaftsforschung ist die Atomkraft gar nicht überlebensfähig, durch zu hohe Kosten. Einzig die massiven Subventionen der Regierung machen sie tragfähig.
Dr. Matthias Miersch von der SPD wies auch noch einmal darauf hin, dass der Ausstieg im Koalitionsvertrag festgehalten wurde und es keinen erneuten Einstieg in die Atomkraft geben darf. Nicht nur das es wichtig ist, eine verlässliche Planung für Betriebe und Investoren zu ermöglichen, auch müsse dieser hoch unethische Technologie endlich der Rücken gekehrt werden.
Oliver Krischer von den grünen wies auch noch einmal darauf hin, wie teuer Atomkraft wirklich ist. Ein Forschungsreaktor mit gerade einmal 15 MW Leistung, soviel wie 5 Windräder produzieren können, ließ bereits 700 Millionen Euro als Kosten entstehen. Gerechnet wird mit einer Milliarde und mehr. Er wies daraufhin das die Kosten der Atomkraft nicht auf der Stromrechnung stehen, sondern von den Steuern gezahlt werden. Und das nicht die Energiewende, sondern Herr Seehofer die Gefahr der Deindustrialisierung verkörpert. Denn wer die Ablehnung der Stromtrassen und keinen Ausbau der Erneuerbaren im eigenen Land verkörpert, der kann nur zurück zur Atomkraft wollen.

Die Unionssprecher schafften es gerade einmal, in ihren Reden davon zu erzählen, dass die Äußerungen ja gar nicht zwangsläufig so gemeint sind und ja nicht von der Regierung geäußert wurden. Und nicht einmal das bekamen sie wirklich Überzeugend hin.
Natürlich ist Herr Ramsauer nur ein politiker und kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung. Dennoch ist er eine wichtige Figur, gerade in der CSU und dürfte die Meinung mindestens eines teils der Unionspolitiker verkörpern. Sonst wäre er ja nicht mehrfach Spitzenkandidat gewesen. Von daher sollten wir auf der Hut sein, ob die Union nicht wieder Türen für die Atomkraft aufstoßen möchte.

Nun, was für Schlüsse kann man daraus nun ziehen? Wer gegen die Atomkraft ist, sollte sich gut überlegen ob er die Union wählt, sollte er dies überhaupt tun. Wer für einen starken Wirtschaftsstandort in Deutschland eintritt, wer Verantwortung für die nächsten Generationen übernehmen will und wer unseren Planeten retten möchte, der sollte die Energiewende mit allen mitteln Unterstützen. So auch am Wochenende in den 7 Hauptstädten, in denen Demonstrationen zur Energiewende stattfinden. Auf diese Demonstrationen verwiesen inzwischen übrigens auch viele Politiker der Grünen, darunter die beiden Vorsitzenden Anton Hofreiter und Kathrin Göring-Eckhardt. Zwar etwas spät, aber immerhin. Übrigens verwies die Sprecherin der Linken, Eva Bulling-Schröter in ihrer Rede zu der Aktuellen Stunde auf die Demos und sagte die Unterstützung der Linken zu.

Die Redner der aktuellen Stunde:

Sylvia Kotting Uhl, Bündnis 90/Die Grünen
Dr Georg Nüßlein, Union
Hubertus Zedebel, Die Linke
Dr Matthias Miersch, SPD
Oliver Krischer, Bündnis 90/Die grünen
Steffen Kanitz, Union
Eva Bulling-Schröter, Die Linke
Hiltrud Lotze, SPD