Von einem Randthema hat sich die
Diskussion über ein Grundeinkommen inzwischen zu einer der Fragen
der modernen Gesellschaft entwickelt. Während in Finnland 2017 ein
Testlauf stattfindet (Infos), gab es in der Schweiz eine Abstimmung über die
Einführung des Systems(Infos). Auch in Deutschland wird inzwischen immer
öfter auch ernsthaft über ein solches System debattiert. Was hat es
damit auf sich?
Ein Grundeinkommen sieht zuerst einmal
vor, dass jeder Bürger einen gewissen Geldbetrag bekommt. Dieser
soll als Existenzgrundlage dienen und es den Menschen ermöglichen,
ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln sowie ihre Menschenwürde
zu wahren. Es gibt dabei verschiedene Modelle die von Bedingungslos
bis zu Kopplung mit Ehrenamt und ähnlichen reichen. Ich persönlich
habe mir in der letzten Zeit Gedanken gemacht wie ich dieses Projekt
angehen würde, um den Ängsten der Wirtschaft ebenso zu begegnen,
wie den Anforderungen die dieses System stellt.
Ich persönlich glaube das die
Wirtschaft nicht leiden, sondern profitieren würde. Der Gang weg vom
Arbeitszwang hin zu persönlicher Entfaltung dürfte dazu führen,
dass unattraktive Arbeit umgestaltet wird. Ob dies in Form von
besseren Bezahlungen und Arbeitsbedingungen geschieht, oder eher in
Form von Automatisierung sei vorerst dahin gestellt.
Da die meisten Menschen immer einen
gewissen Lebensanspruch erfüllen möchten, werden dennoch genügend
Arbeitskräfte auf den Markt strömen. Allerdings unter einem anderen
Vorzeichen: Sie MÜSSEN nicht mehr Arbeiten, sie wollen. Sie können
sich ihre Arbeit aussuchen und sind nicht mehr gezwungen, jede
Kondition zu akzeptieren. Das führt zu besser ausgebildeten und
besser Motivierten Arbeitskräften, denn niemand ist mehr von
Existenzangst getrieben.
Auch die Arbeitszeiten können
angepasst werden. Bereits jetzt gibt es viele Berichte, dass schon
eine 40 Stunden Woche nicht gut für den Menschen und die Familie
ist. Ganz zu schweigen davon, dass viele Menschen deutlich mehr
Arbeiten. Ein Modell mit einer 20-30 Stunden Woche ermöglicht es den
Menschen, sich selbst zu entfalten. Eltern können sich vermehrt um
ihre Kinder kümmern. Kinder sich um ihre Eltern, sobald diese Hilfe
benötigen. Die Menschen sind entspannter, weniger gestresst und es
dürfte ein Rückgang an psychologischen Erkrankungen wie Burnout und
Depression eintreten. Fassen wir einmal zusammen, wie ich das ganze
angehen würde:
Wer bekommt es?
Jeder. Wirklich jeder? Ja solange die
Person mit einer eigenen Anstellung nicht über 3000€ Netto
verdient. Bei Selbstständigen müsste hier ein anderer Weg gewählt werden, zumindest denke ich das. Über diese Schwelle kann man diskutieren, doch ich erachte
es als angebracht das ab gewissen Beträgen eine Sicherung nicht mehr
nötig ist. Wichtig: Für den Fall das dieser Erwerb wegfällt muss
eine schnelle und unkomplizierte Umstellung auf das Grundeinkommen möglich sein. Stärkung von Kündigungsschutz fällt hier mit hinzu.
Wie viel bekommt man?
Ich denke ein Betrag von 700-1000€,
je nach Wohngegend, dürfte am sinnvollsten sein. Wer von einem
solchen System lebt sollte sicher leben können, aber natürlich
nicht den größten Luxus genießen. Daher hängt das Grundeinkommen
sehr mit günstigen Wohnraum zusammen. Ist der Wohnraum der Region
vergleichsweise teuer, muss der Betrag angepasst sein. Als Student
weiß ich, dass ein vernünftiges Leben in meiner Region mit 700€
machbar ist. In Hamburg oder München sähe das anders aus. Hier ist
der Staat auch gefragt, für ein Vernünftiges Wohnungsangebot zu
sorgen. 2-4 Zimmer Wohnungen müssen bezahlbar und in größerer Anzahl vorliegen als es zumeist heute der Fall ist.
Welche Einsparungen resultieren daraus?
Bafög, Kindergeld, Arbeitslosengeld,
Sozialhilfe, BAB – all diese Systeme während nicht weiter nötig.
Man könnte den Bürokratie Koloss Deutschland erheblich abbauen. Die
frei gewordenen Arbeitskräfte können in Untersetzen Bereichen wie
der Jugendhilfe oder den Einwanderungsbehörden für bessere
Betreuung und schnellere Bearbeitung genutzt werden. Frei gewordene
Räumlichkeiten können in Städten für die Errichtung dringend
benötigter Projekte (Wohnraum, Schulen, Kitas) genutzt werden.
Was für Vorteile bietet das System?
Weniger Aufwand – mehr nutzen! Ein
bezahlbaren Sozialstaat kreieren, die Gesundheit der Menschen
fördern, Menschenwürde endlich auch Finanziell anerkennen,
Selbstentfaltung ohne Existenzangst. Das schafft Raum für gerechte
Arbeit, Innovationen und eine Zukunftsfähige Gesellschaft.
Welche Nachteile könnte es haben?
Unser momentanes System ist auf den
Arbeitszwang ausgerichtet. Die Auswirkungen und Aufgaben, die eine
Änderung hat, sind schwer absehbar. Hier könnte die Gefahr lauern,
gerade wenn die Umsetzung nicht vernünftig durchdacht wird.
Was ist der größte Haken?
Das dürfte wohl die Finanzierung solch eines Systems sein. Bei einer Annahme von 700€ für 82 Millionen Menschen entsteht ein Betrag von 57,4 Milliarden Euro. Das muss erst mal sacken. Doch wie viel kostet uns Harz IV? Von 2005 bis 2014 ungefähr 450 Milliarden Euro. (Quelle) Aufgeteilt auf die 9 Jahre dürften auch in etwa 50 Milliarden fällig sein, abhängig von der aktuellen Arbeitslosenzahl. Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes um 3%, wie er ebenfalls oft im Gespräch ist, würde übriegens geschätzte 10-15 Milliarden einbringen (Quelle). Ganz zu schweigen von Vernünftiger Besteuerung für Apple, Google und andere Firmen aus dem Ausland. Teuer? Vielleicht. Nicht finanzierbar oder teurer als bisherige Modelle? Sicherlich nicht.
Fazit
Ich sehe im Grundeinkommen den einzigen
Weg, wie das System des Sozialstaates noch zum Erfolg gelangen
könnte. Es bietet beinahe nur Vorteile bei einem kalkulierbaren
Risiko Faktor. Warum sich daher alle so gegen ein solches System
sträuben, ist mir nicht klar. Ich hoffe das genug Politiker den Mut
haben werden, uns in diese einzig mögliche, Gerechte Zukunft zu
führen. Und werde das meine dazu tun, dies ebenfalls zu tun.